Die Digitalisierung ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur kommt in Bayern nur schleppend voran. Doch auch die Bildungseinrichtungen im Freistaat sind gefordert. Welche Möglichkeiten sich dadurch bieten und welche Herausforderungen für alle politischen Ebenen entstehen, darüber wurde auf dem Empfang der SPD-Landtagsfraktion auf Einladung von SPD-Fraktionsvize Horst Arnold kontrovers diskutiert.

Zum Empfang konnte der Gastgeber, der stellvertretende Vorsitzende der BayernSPD-Landtagsfraktion Horst Arnold, rund 100 Gäste aus den örtlichen Schulen, Eltern- und Lehrerverbänden sowie Schülerinnen und Schüler und zahlreiche Interessierte begrüßen. In seinem Grußwort umriss er die besondere Herausforderung, die sich durch die Digitalisierung für die Bildungsstätten ergeben und forderte: „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Freistaat und seine konservative Staatsregierung täten gut daran, die Kommunen endlich hierbei nennenswert zu unterstützen.“ Denn, so Arnold, der bisher aufgelegte Masterplan Digitalisierung reiche nicht aus. „Digitalisierung an den Schulen ist in Bayern ein Feigenblatt der Ahnungslosigkeit. Die CSU-Staatsregierung lässt die Schulfamilien und die Sachaufwandsträger damit allein und wälzt ihre Verantwortung ab.“

Klaus Lutz, Medienpädagoge am Medienzentrum Parabol und Impulsredner des Abends, betonte die Wichtigkeit des Erlernens von Medienkompetenz. Er stellte sie gleichrangig neben den drei Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen: „Meine These ist, dass Medienkompetenz als vierte Kulturtechnik genauso wichtig ist wie die anderen Kulturtechniken. Und weil das so ist, bedeutet das für die Zukunft, Bildung digital zu denken und umzusetzen.“ Für Lutz bedeutet das, das Sensibilisieren im Umgang mit allen Medien und das richtige Bewerten und Einschätzen, um am Ende auch ethisch handeln zu können. „Das Erlernen von Medienkompetenz ist ganz wichtig, damit alle Schülerinnen und Schüler aktiv und selbstbestimmt weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.“
Der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Martin Güll, stellt gleich zu Beginn klar: „Pädagogik kommt vor der technischen Umsetzung. Sie ist Grundvoraussetzung.“ Er verwies zudem darauf, dass jede Schule in Bayern eine unterschiedliche Ausgangslage in Sachen Digitalisierung mitbringe. Man müsse aufpassen, so Güll, dass keine Zwei-Klassen-Bildung entstehe. Zunächst gelte es aber, viele Fragen zu klären: Die Fragen der Infrastruktur, der Wartung, des Personals und auch der medienkompetenten Arbeit im Unterricht. „Söder setzt zwar Digitale Bildung auf die Agenda. Im Digitalpakt II wird das aber nur unzureichend bis gar nicht umgesetzt. Im Gegenteil: Söder hat den Ball einfach an die Schulen zurückgespielt.“

Das weiß auch Silke Nicolai, Rektorin der Fürther Otto-Seeling-Schule, aus ihrem Alltag zu berichten. „Gefragt wurden wir hier gar nicht. Es wurde einfach bestimmt. Und jetzt sind die Schulen am Zug.“ Nicolai sieht in der Digitalisierung sowohl Chancen als auch Probleme. Man müsse Jugendliche für die Gefahren sensibilisieren und ein Bewusstsein dafür schaffen. Für die vielfältigen Aufgaben, die die Schule heutzutage zu leisten hat, wünscht sich die Rektorin mehr Unterstützung vom Dienstherren. Ihre Forderungen: „Wir brauchen mehr Lehrerstunden, um Digitalisierung auch angemessen umsetzen zu können und mehr Geld für Pädagogen und Verwaltung. Die Klassenstärken müssen klein gehalten werden. Ich erwarte mir zeitnah eine Entlastung meiner Kolleginnen und Kollegen!“

Auch Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun machte aus seinem Ärger über das bisher zögerliche Handeln des Freistaats keinen Hehl: „In Sachen Digitale Bildung sieht es im Freistaat eher bescheiden aus – außer wenn es um vollmundige Ankündigungen geht. Die Herangehensweise ist aber dilettantisch. Der Masterplan Digitalisierung II ist nur ein Tropf auf den heißen Stein.“ Positiv hingegen bewertete der Bürgermeister die Aufhebung des Kooperationsverbotes auf Drängen der Bundes-SPD. Auch die Kleeblattstadt stehe laut Braun vor enormen Herausforderungen: „In Fürth arbeiten wir im Moment an den notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung: an Anschlüssen, Glasfaserkabeln, an der Vernetzung der Schulen mit WLAN. Wir werden die Schulen weiterhin unterstützen, die sich bereits vorbildhaft auf den Weg gemacht haben. Wir wollen aber auch jeden dabei mitnehmen: Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer.“